Podcast: Jenny Pätzolt, Lieblingscoach für Fotografen und Datenschutz aus dem 22. Jahrhundert

Wer hätte nicht gerne einen Lieblingscoach? Und genau so einen hat Dr. Stephan Gärtner dieses Mal eingeladen: Jenny Pätzolt ist der Lieblingscoach für Fotografen. Sie berichtet, wie sie es schafft, dass ihre Fotografen-Coachees noch erfolgreicher werden.

Jenny Pätzolt war 16 Jahre lang selbst Fotografin und hat millionenfach auf den Auslöser ihrer Kamera gedrückt. In dieser Zeit hat sie einen großen Wandel im Beruf des Fotografen erlebt. Fotografen müssen heute vollkommen anders agieren als vor 16 Jahren. Dabei hat sie gesehen, dass wirklich viele selbstständige Fotografen für sehr wenig Geld ihrer Leidenschaft nachgehen – sogar soweit, dass sie wieder in ein Anstellungsverhältnis zurück gehen müssen. Und hier setzt sie mit ihrem Coaching an: Von der Potenzialanalyse bis hin zu erprobten Akquise-Mechanismen nimmt sie mit ihren Coachees alles genau unter die Lupe und führt die Fotografen in ein besseres Leben als Fotograf. Auch für bereits recht erfolgreiche Fotografen hat sie so manches Schmankerl, damit die Abläufe und Prozesse noch besser werden und damit noch mehr Ruhe, Erfolg und Zufriedenheit entsteht. 

Jenny Pätzolt liebt ihren Job als Fotografin und hat schon alles mögliche fotografiert. Jetzt unterstützt sie ihre Fotografen-Kollegen dabei ihr Business zu perfektionieren.

Sie finden sie im Internet unter anderem hier: https://www.lieblingscoach.com/ und hier: https://www.facebook.com/groups/alsfotografindenwohlstand/, https://www.instagram.com/jennypaetzolt

Und für alle, die lieber lesen als hören – hier das Interview:

Jenny Pätzolt, Liebllingscoach für Fotografen im Interview

Stephan: Hallo liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, hier ist wieder Stephan. Ich sitze mit Hoodie, Hemd und Fliege heute vor meinem Rechner und hab eine ganz besondere Gesprächspartnerin zu mir eingeladen, die ich schon einige Jahre kenne, natürlich schätze und bewundere aber auch vor allem ihren Weg sehr interessant finde, den sie als Unternehmerinnen gemacht hat. Und darüber wollen wir heute in unserer Podcast-Folge sprechen.

Ja, wer sitzt mir gegenüber? Stell dich mal ganz kurz vor.

Jenny: Super gerne, Stephan. Vielen lieben Dank für die Einladung. Ich freue mich total. Ich bin Jenny Pätzold. Ich bin aus Berlin gebürtig und seit 16 Jahren war ich als Fotografin tätig und jetzt seit zwei Jahren als Coach für Fotografen und bin Mami von 2 Kindern und verheiratet. Und genau wenn du noch mehr wissen willst, gerne.

Stephan: Wann hast du die Entscheidung getroffen, dass du Jenny und nicht Jenny bist (deutsche statt englische Aussprache)?

Jenny: Die Entscheidung haben mir tatsächlich meine Eltern abgenommen. Ich komme aus der ehemaligen DDR und ich vermute, dass sich Jenny zu amerikanisch angehört hat für meine Mama.

Stephan: Vermutlich, ja. Das ist für mich immer eine große Herausforderung, wenn ich dann Menschen mit Vornamen ansprechen darf und es unterschiedliche Aussprachen gibt. Deshalb finde ich das immer ganz spannend.

Vielen Dank, dass du da so offen bist. Du stellst das offenkundig auch nicht in Frage und ist auch sehr schön zu.

Liebe Jenny, ich habe das schon angedeutet. Du hast einen sehr bemerkenswerten Berufsweg genommen. Ich glaube, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, du bist schon seit vielen, vielen Jahren eine erfolgreiche Fotografin und hast dich dann aber quasi ein Stück weit an die Seitenlinie begeben.

Denn an der Seitenlinie, das wissen wir alle, steht der Coach oder in deinem Fall die Coachin. Das ist ja ein sehr häufig gewählter Begriff. Viele Leute bezeichnen sich als das, die wenigsten sind es wirklich.

Und deshalb fühle ich dir heute gern mal auf den Zahn. Was macht für dich ein Coach aus oder eine Coaching? Und warum bist du das?

Jenny: Super Frage, ich danke dir. Ich sage übrigens selber auch Coach, weil ich die weibliche Variante auch irgendwie ein bisschen hölzern finde. Aber ich hör auf alles.

Und was macht einen guten Coach aus? Es gibt so eine klare Definition, dass der Coach halt eher die Fragen stellt und nicht so auf die Berater-Ebene geht und nicht dem Coachee genau sagt, was er exakt zu tun hat.

Aber da ich selber ja Fotographen-Coach bin und auch aus der Branche komme, wechsele ich auch manchmal vom Coach- in die Berater-Position. Wenn ich einfach einen direkten Tipp geben will, was ich an seiner Stelle tun würde. Aber wir starten immer mit ganz klaren Fragen: Was möchte denn der Teilnehmer? Was möchte der Coachee? Was möchte der Mensch erreichen in seinem Leben?

Und mit den gezielten Fragen würde ich sagen, ist es für mich so, dass der Coach einfach gute Fragen stellt und auch merkt, wenn der Teilnehmer oder der Coachee sich ein bisschen verrennt und selber überhaupt nicht genau weiß, warum er gewisse Sachen tut. Dann mit gezielten Fragen immer nochmal nachbohren und dann kommt man dem ziemlich schnell auf die Schliche.

Also zu deiner Frage: Ein guter Coach stellt schlaue Fragen und ich verlasse die Ebene aber auch manchmal, wenn es Sinn ergibt.

Stephan: Jenny, der Hybridantrieb unter den Coaches, sowohl Coach als auch Beraterin. Das finde ich spannend.

Was ist denn die erste Frage, die du deinen Coachees immer stellst? Also nur um es nochmal klarzustellen. Aber ich glaube, du hast es eben gesagt, du coachst ausschließlich Fotografen, richtig? Weil du selber aus dem Business kommst, viel Erfahrung hast und glaube ich auch schon viel mitgemacht hast, was deine Coachees derzeit mitmachen. Aber was ist so die erste Frage? Wie muss ich mir das als Fotograf vorstellen?

Jenny: Tatsächlich gibt’s immer zwei Fragen, mit denen ich super gerne einsteige. Und zwar Wo ist gerade der größte Schmerz? Wo ist das größte Problem? Weil die Fotografen, die zu mir kommen wollen, noch erfolgreicher sein wollen und stoßen immer an irgendeine gläserne Decke, wo sie selber nicht mehr weiter kommt, wo es sich nicht mehr so richtig entwickelt.

Meistens ist es aber so, dass die Antworten, die sie dann geben, gar nicht wirklich das eigentliche Problem ist. Aber das ist auch nicht schlimm, denn das ist ja ein Weg. Und mit ein paar gezielten Fragen, wie gesagt, kommt man dann auch dahin.

Also Sie könnten z.B. antworten “Ja, meine Webseite liefert mir nicht die richtigen Anfragen”. Dann hake ich nochmal nach: “Naja, wer wären denn überhaupt die richtigen Kunden?” Und so weiter. “Wo soll die Reise denn hingehen?”

Und dann wäre die zweite Frage, nachdem Sie mir beantwortet haben wo gerade die allergrößte Herausforderung ist oder der größte Schmerz, das größte Problem. Wechseln wir dann nochmal die Perspektive, und ich frage: “Wie wärs denn, wenn es richtig, richtig geil laufen würde? Wie würde denn dann so ein Arbeitstag für dich aussehen?” Weil oft arbeiten die 12 oder 14 Stunden können keine Jobs mehr annehmen, weil sie zu viel in der Bildbearbeitung hängen. Das könnte man aber theoretisch auch abgeben usw. Also da gibt’s ganz verschiedene Situationen. Das sind so die zwei Kernfragen und damit kommt man schon mal einen Schritt weiter.

Stephan: Ja, wahrscheinlich haben deine Coachees da sehr unterschiedliche Antworten darauf. Nicht jedes Lebensmodell, nicht jeder Entwurf ist gleich. Die Leute haben auch, sagen wir mal, sehr unterschiedliche Definitionen von dem Wort Erfolg.

Was ist denn für dich Erfolg oder woran machst du fest, dass du erfolgreich bist?

Jenny: Also für mich ist die Definition von Erfolg tatsächlich, dass ich die absolute Freiheit habe, um zu entscheiden, welches Projekt ich umsetze und welches nicht.

Und was für mich nicht Erfolg ist, dass man ständig Sachen tut, die einem zuwider sind, weil man einfach diesen finanziellen Druck hat und sonst nicht überleben kann.

Das ist ganz, ganz, ganz schlecht und den Hammer leiden aber viele Fotografen. Und dann schwingt natürlich noch sowas mit wie Gesundheit, liebevolle Beziehung, eine schöne Partnerschaft und wenn es dem Körper gut geht usw. mentale Gesundheit. Aber im Business ist Erfolg schon eben die Freiheit tun und lassen, was ich kann. Das finde ich schon richtig cool.

Stephan: Das finde ich sehr spannend. Es gibt ja ein schönes deutsches Sprichwort, das da heißt: “Im Hause des Schusters laufen die Kinder barfuß herum.” Man könnte auch ein bisschen Neudeutsch sagen: “Im Hause des Anwalts werden Verträge nicht gelesen.”

Die Frage ist ja Jenny:Das hast du deinen Coaches erzählt. Das klingt sehr plausibel. Wendest du das auch für dich selber an? Also hinterfragst du deine Prozesse, deine unternehmerischen Entscheidungen genauso? Oder wählst du da einen anderen Ansatz?

Jenny: Ich versuche es zu 95 Prozent genauso zu machen. Also ja, ich mache es so. Wir sind aber alle nur Menschen. So ist es sowohl in der Fotografie damals gewesen als auch jetzt im Coaching, dass ab und zu mal doch ein Kunde reinrutscht, wo man vorher dachte “Wow, okay, das wird schon passen. Das klingt gut.” Und dann? Ich meine bei 1.000 Jobs oder 100 Jobs ist immer mal irgendwas, wo man denkt: Okay, das war heute nicht ganz der Avatar, den man sich vorgestellt hat. Aber im Großen und Ganzen lebe ich danach. Sowohl damals in der Fotografie als jetzt auch beim Coaching, weil ich 100 Prozent glaube, dass wir dann viel besser sind in dem, was wir tun.

Stephan: Wie lange warst du oder wie lange bist du schon Fotografin?

Jenny: 16 Jahre, also schon richtig lange.

Stephan: Hast du eine Vorstellung, wie viele Fotos, also professionelle Fotos du in dieser Zeit gemacht hast? Kannst du uns da irgendeine Zahl nennen? Ich meine, die Leute können es eh nicht nachprüfen, ob du mir jetzt 1 Million oder 10.000 oder 100.000 nennst. Ich glaub dir ohnehin alles. Aber hast du dann irgendeine Vorstellung von?

Jenny: Das ist tatsächlich super spannend in der digitalen Zeit, wo man wirklich ziemlich drauf los shootet. Ja, kann dir sagen. Ich bin seit 16 Jahren Fotograf und wir hatten im Schnitt ungefähr 60 bis 100 Shootings im Jahr mit großen Kunden. Da waren teilweise dann irgendwie 10-20 Mitarbeiter, wovon jeder 100 Fotos bekommen hat. Und das ist jetzt ne Matheaufgabe. Also häng ruhig ein paar Nullen dran. Also es müssen viel mehr als 1 Million sein. Aber die meisten Bilder werden ja gelöscht.

Stephan: Ja, das ist ja ein bekanntes Schicksal heute, in der digitalen Welt. Aber wenn du vor 16 Jahren damit angefangen hast, dann hast du ja auch die technische Entwicklung, die es dort gibt, sehr gut mitbekommt.

Fotografieren war vor 16 Jahren sicher etwas komplett anderes, als es heute ist. Und trotzdem gibt’s ja so ein paar Techniken und ein paar Erfahrungswerte, die sich, glaube ich, bewahrt haben.

Was würdest du denn sagen: Was hat sich denn aus deiner Sicht am Beruf des Fotografen, aus deiner Perspektive als Coach in den letzten 16 Jahren geändert? Ich meine jetzt nicht das Technische. Wer uns zuhört und Fotograf ist, wird das technische ohnehin wissen, hoffentlich.

So der Fotograf heute vor 16 Jahren. Der musste sicherlich anders akquirieren und anders arbeiten als heute, um erfolgreich zu sein. Wo sind dann da die Unterschiede?

Jenny: Das ist eine richtig, richtig gute Frage. Und tatsächlich gibt’s wahrscheinlich tausende Fotografen, die sich diese Frage selber noch nicht mal gestellt haben.

Also vor 16 Jahren oder vor 20 Jahren konntest du mit einem ganz normalen schnöden Fotostudio, was irgendwo an der Fußgängerzone ist und von Passbilder bis Hoch-Zeiten bis Bewerbungsfoto und noch Familienportrait alles anbieten. Konntest du davon noch gut leben. Und das hat noch funktioniert.

Das funktioniert heute überhaupt nicht mehr. Die schließen, wie die Fliegen sterben. Ja und so Leute hab ich auch in meinem Programm.

Es hat sich aus Coach-Sicht aus meiner Sicht absolut verändert. Dass du jetzt besonders gut in einer Nische sein musst, dass Leute viel Geld ausgeben für besonders gute Fotos, wenn sie einem wirklich weiterhelfen.

Aber dass es überhaupt keinen Grund gibt, viel Geld für mittelgute Bilder zu bezahlen und wo jeder wenn er gut drauf ist mit seinem Selfie ein besseres Bild machen kann. Und da darf man nicht sauer sein. Die Zeiten haben sich da einfach geändert und deswegen finde ich deine Frage auch richtig gut. Das Konzept von vor 20 Jahren greift jetzt nicht mehr. Es hat sich komplett verändert.

Und es ist eigentlich sogar viel einfacher geworden, denn du musst nur in einer Sache richtig gut sein und kannst dann auch höhere Preise nehmen. Und die Technik ist so easy peasy jetzt. Bildbearbeitung, Bilder entwickeln, online bestellen in Druckereien. Man muss sich wirklich mit so wenig inzwischen beschäftigen, nur noch mit Fotografieren und selbst die Rechnung gehen automatisch mit entsprechenden Tools. Also es gibt so geile Tools. Also mal ehrlich, es ist schon wesentlich leichter heute.

Stephan: Das ist ein sehr spannender Punkt. Wir beraten ja auch viele Fotografen und Agenturen in datenschutzrechtlicher Hinsicht und die hören uns jetzt alle zu. Auch viele Freelancer, Fotografen und ähnliches.

Kannst du mal deine drei Lieblings-Tools nennen, die dir oder deinen Coachees den Arbeitstag erleichtern?

Jenny: Ja, super gerne. Also ich bin natürlich ein Fan von Adobe Photoshop. Hat wahrscheinlich auch schon jeder.

Dann bei der Buchhaltung, die darf sich auch von alleine machen, arbeite ich mit LexOffice. Da kannst du einfach Rechnungen erstellen oder abfotografieren, hochladen und gut ist.

Dann so Sachen wie ProvenExpert, auf einem Umweg direkt die Kundenbewertungen anzeigen lassen und automatisch einholen.

Und ich bin auch ein Fan von Klick-Tipp. Nutze das selber auch, also automatisiertes E-Mail-Marketing. Das war jetzt schon das vierte Tool. Aber damit kommt man schon relativ weit.

Stephan: Ich finde den Gedanken sehr schön. Du hast zunächst ein Tool für die klassische Arbeit genannt. Dann eins, sagen wir mal für das administrative Arbeit, Rechnungen und so. Und dann hast du ein Marketing Tool und gleich noch ein zweites hinterher genannt.

Das finde ich im Prinzip schön, weil ich viele Mandanten erlebe, die sich sehr viel darauf konzentrieren, wie sie erst einmal Arbeitsmittel beschaffen. Aber niemand denkt daran, dass man auch Kunden braucht. Ansonsten stehen ja die Arbeitsmittel still.

Deshalb finde ich den Gedanken, dass zu den Lieblingstools des Fotografen auch Marketing-Tools gehören sollten, einen sehr tröstlichen und schönen Gedanken. Habe ich aber leider Gottes noch nicht so oft gehört.

Ich habe jetzt so zwei Fotografen-Typen vor Augen aus meiner täglichen Beratungspraxis:

  1. Das eine ist das lokale Fotostudio. Dann weiß ich Berlin-Moabit mit einem Fotografen oder vielleicht mehreren drin, die das schon seit 25 Jahren machen
  2. Und den jungen Fotografen, der jetzt gerade aus der Ausbildung raus ist oder vielleicht gar keine Ausbildung hat, sondern einfach los startet. Alles denkbar.

Ich würde mal gern mit dem ersten Typen anfangen, weil da weiß ich, gehören auch bei uns welche zu. Ich bin jetzt 25 Jahre Fotograf. Ich hatte gute Zeiten und jetzt werden die Zeiten immer schwieriger, wie du selber angedeutet hast.

Lohnt sich dann für mich ein Coaching? Und was wären so die ersten Schritte, mit denen ich als in Anführungsstrichen ein “Alt-Fotograf” bei dir rechnen müsste? Was änderst du dann bei mir?

Stell dir vor, ich sag dir im Coaching “Ja, ich hab bei mir immer die Schulen um die Ecke und dann warte ich einfach, dass jemand reinkommt, der die biometrischen Passbild haben möchte. Aber so richtig glücklich bin ich damit nicht.” Was machst du da?

Jenny: Absolut. Tatsächlich sind so Kunden auch ab und zu dabei. Und ich würde mir im ersten Schritt anschauen: Was hat schon richtig gut funktioniert? Und was funktioniert eigentlich nicht? Also auch ein bisschen Richtung Pareto, also die 80-20-Regel.

Also, ich schaue mir wirklich die Umsätze im letzten Jahr an und wir schauen: Welche Jobs haben sich denn wirklich gelohnt? Und für welche arbeitet man wirklich nur seine Zeit, seine Lebenszeit tot? Oder sitzt, weil die Öffnungszeiten es so vorgeben, in dem Studio und wartet stundenlang bis ein Kunde kommt, und dann für acht Euro ein Passbild möchte? Das ist wirklich überhaupt nicht erstrebenswert und so, das wäre mein erster Schritt.

Und dann würden wir diese Sachen, die richtig gut funktioniert haben, also Schulen können sich total lohnen. Dann hab ich auch Teilnehmer, die richtig gut verdienen bis 15 000 Euro im Monat. Also da kann man wirklich Geld verdienen, wenn man es gut macht und ein gutes Preissystem hat.

Wenn dem Fotografen diese Sachen wirklich noch Spaß machen, würde ich das ausbauen. Ich würde mir das angucken, was funktioniert und da voll reingehen, wenn es ihm Freude macht.

Manchmal ist es auch so, das eben was anderes noch mehr Freude macht. Dann würde ich einfach schauen. Gibt’s denn da schon richtig erfolgreiche Fotografen? Kann man damit richtig gut verdienen und wenn ja, dann voll rein in die Nische. Und dann ist die Frage:  Braucht er das Studio noch?

Stephan: Sehr, sehr spannend. Gerade in heutigen Zeiten ist ja Gewerbefläche so ein heißes Thema unter den Beratern.

Ich würde nochmal ganz gern zum zweiten Kunden, den ich skizziert habe springen. Das ist der Jungspund, der ist 20 Jahre alt, hat vielleicht eine Ausbildung hinter sich oder nicht.

Hat sich eine verdammt teure Kamera gekauft, vielleicht gefördert, keine Ahnung und will jetzt losstarten.

Bei dem ist die Situation ja eine komplett andere. Der hat ja noch nichts, was funktioniert. Ist das auch schon ein Coaching-Kandidat oder sollte man erst mal ein paar Jahre ausprobieren, bevor man zu dir kommt?

Jenny: Ja, es gibt sowohl als auch. Meistens ist es so, dass die, die noch ganz am Anfang stehen, sich dann bei mir eine kürzere Laufzeit aussuchen, weil sie natürlich nicht so viel Budget haben, was total in Ordnung ist.

Ich bin aber ein großer Fan davon, dass von Anfang an gleich richtig zu machen, gleich mit den richtigen Kunden zu arbeiten.

Der Klassiker ist: Die fotographieren erst einmal 3-4 Jahre kostenlos im Freundeskreis irgendwelche Sachen oder kriegen dafür irgendwelche Spenden. Alsojedes Honorar bis 100 Euro ist für mich eine Spende und kein Honorar. Und dem würde ich sagen: Komm zu mir.

Aber was er auf jeden Fall machen kann, sich wirklich fragen: Worauf hat er richtig Bock? Weil man braucht die Begeisterung, die ist der Motor. Ohne das geht es nicht.

Und dann voll reingehen und dann ganz klar nach Multiplikatoren suchen. Also jemand, der gerne Hochzeiten fotografiert, der braucht einfach 4-5 Hochzeitsplaner und gute DJs und ein paar Hochzeits-Locations in seinem Netzwerk, die ihn eben weiterempfehlen möchten.

Und dann gucken wir ganz konkret nach dem Multiplikatoren und treffen die auch aktiv gemeinsam an.

Stephan: Das ist schon der zweite gute Tipp, den wir uns heute gibt’s. Dein erster war ja lieber wenig sehr gut als vieles nur ein bisschen. Der zweite ist jetzt, dass man natürlich nach Multiplikatoren und einem starken Netzwerk Ausschau halten muss.

Und du hast das völlig richtig angesprochen: Wedding-Planer, Hochzeits-Locations, DJ sind natürlich immer ein spannendes Netzwerk, in das man natürlich auch etwas reingeben muss, aber das wird ja mit der Zeit funktionieren.

Jetzt ein letzter Punkt inhaltlicher Natur, den viele Leute interessieren. Ich treffe immer viele Fotografen in meinem Anwalts-Business, die kommen dann und sagen “Kannst du mir hier einen Vertrag oder da einen Vertrag entwerfen?” Ich entwerfe ehrlich gesagt überhaupt nicht gerne Verträge. Aber hin und wieder mache ich das mal.

Und dann kommen wir immer an die Stelle, dass ich sage “Ja, wie hältst du’s mit dem Pricing?” “Wie bildest du Preise?” Und da sind die meisten ziemlich still. Ich glaube, eine richtige Preispolitik gibt es nicht. Es geht mir jetzt nicht darum, dass du mir sagen sollst, wie teuer ein gutes Foto sein muss. Darüber kann man auch sprechen. Aber mich interessiert mehr: Wie findet man sein persönliches Preismodell, das vor allem nicht von Zufällen abhängig ist, sondern einer klaren Strategie folgt? Welche Fragen stellst du da in deinem Coaching?

Jenny: Super Frage, Stephan. Es macht richtig Spaß. Also man kann die Preise voll von seinem Verdienst-Ziel zurückrechnen. Das macht richtig viel Spaß. Also wenn du jeden Monat 10.000 Euro Umsatz haben willst, kannst du dir selber relativ schnell ausrechnen: Wie viel von meinen Lieblings-Kunden möchtest du denn bedienen? Und was ist auch realistisch zu schaffen?

Sagen wir mal über 10-000 Euro verdienen ist dein Ziel und eine Hochzeit bringt im Schnitt 2.500 Euro. Dann solltest du 4 Jobs bekommen und das sind in der Regel 8 Anfragen, weil jeder zweite Bus fährt.

Und das ist dann eigentlich doch viel einfacher, wenn man es herunterbricht. Oder man kommt aus der anderen Richtung: Was will ich unbedingt mindestens verdienen pro Job, weil es mir sonst vielleicht keinen Spaß macht?

Beispiel: Familienshooting oder Business-Portrait. Du bist Anwalt und du brauchst ein schönes Portrait. Was will ich unbedingt verdienen, damit es mir Spaß macht und damit auch alles gedeckt ist?

Nehmen wir mal an, das sind dann 290 Euro oder 390 und dann arbeite ich total gerne.

Dann mache ich noch gerne das Drei-Pakete-Prinzip. Also da gibt’s eine bestimmte Formel und dann macht man auch ein mittleres Paket und noch ein richtig großes VIP Paket. Und dann kann der Kunde sich aussuchen, wie viel er investieren will. Und das ist so einfach und viele fangen an rumzueiern und geben gar keine Antwort was das kostet. Und das ist für den Kunden blöd, oder?

Stephan: Ja sehr sehr spannend. Also Preisbildung ist auch ein heißes Thema, liebe Jenny, die Zeit verfliegt wie im Fluge. Kannst du uns deine drei heißesten Tipps für Fotografen nennen? Natürlich ohne zu viel zu verraten. Aber so ein bisschen was sind die drei Dinge, auf die Fotografen im kommenden Jahr achten sollten.

Jenny: Auf jeden Fall darauf achten, dass die ganze Veranstaltungsbranche, da kann man schon fast den Haken hinter machen. Die war noch nie wirklich gut bezahlt, außer bei Hochzeiten. Aber ich würde mich darauf nicht mehr fokussieren. Ich würde also Tipp Nummer 1 nichts mehr forcieren, was einfach nicht mehr wirklich zu Corona-Zeiten funktioniert. Und wenns vorbei ist, kommt vielleicht irgendwas anderes. Also da ein bisschen cleverer aufstellen.

Tipp Nummer 2: In der Nische, in der ich richtig gut werden möchte oder wo der Fotograf richtig durch die Decke gehen will. Da ein Top-Fotografen raussuchen und schauen wie macht er es? Was macht der im Marketing? Wie stellt er sich auf? Was hat er für Preise?

Tipp Nummer 3: Wirklich ein super Netzwerk aufbauen, dass man Empfehlungen bekommt. Das ist so ein riesen Hebel und es darf auch ein paar Jahre brauchen, bis es richtig flutscht. Aber das ist richtig viel wert.

Stephan: Ich finde es spannend, Jenny, dass du dich als Coach, auf eine bestimmte Branche fokussiert hast. Das erfordert sehr viel Mut. Das hat aber bei dir ganz offenbar funktioniert. Sonst würden wir heute hier nicht sitzen und uns fröhlich darüber austauschen. Und das hast du dir auch verdient!