Podcast: Social Media für Unternehmen und Datenschutz aus dem 22. Jahrhundert

Dr. Stephan Gärtner hat in dieser Folge Dajana Hoffmann, Inhaberin der gleichnamigen Social Media Agentur, eingeladen. Sie sprechen über die Chancen und Risiken der sozialen Netzwerke generell, aber auch worauf es bei der richtigen Auswahl der sozialen Netzwerke ankommt. Neben den Unterschieden von LinkedIn und Facebook geht es auch über die gefürchtete Kritik in den sozialen Netzwerken genauso wie darum, die Mitarbeiter zur Mitarbeit an den Social Media Kanälen zu motivieren.

Dajana Hoffmann ist zertifizierte Social Media Managerin (ILS) und Diplom-Kauffrau. Ihr Weg führte sie vom Marketing in einem internationalen Medien-Konzerns zu den sozialen Netzwerken. Mithilfe von Geschichten, direkt aus den Unternehmen selbst, sorgt sie für den Dialog zwischen Unternehmen und Nutzern.

Im Internet finden Sie sie unter anderem hier: https://socialmedia-hoffmann.de/ und hier: https://www.linkedin.com/in/dajana-hoffmann/

Und für alle, die lieber lesen als hören – hier das Interview:

Social Media für Unternehmen – das Interview

Stephan: Hallo liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich sitze einem ganz besonderen Menschen gegenüber. Aber vielleicht stellst du dich mal vor. Wer ist denn heute zu mir gekommen?

Dajana: Ja, hallo Stephan, ich freue mich, dass ich hier sein kann. Mein Name ist Dajana Hoffmann. Ich bin Inhaberin einer Social-Media-Agentur, nämlich der Agentur “Dajana Hoffmann – Social-Media und Marketing”. Und ich freue mich, dass wir heute hier sprechen.

Stephan: Ja, es ist nicht nur irgendeine Social-Media-Agentur, sondern nach meiner Überzeugung die beste, die ich kenne. Und ich habe die ganz große Ehre, wenn mir die persönliche Bemerkung gestattet ist, Dajana, und du sagen zu dürfen. Das ist deshalb sehr bemerkenswert, weil Dajana in ihrem Leben schon ganz, ganz viele spannende Projekte umgesetzt hat. Und ich freue mich unglaublich, dich zu kennen.

Dajana, ich höre ja in meinem alltäglichen Leben. Es gibt doch tatsächlich Autohändler, die kein Auto fahren, was ja grundsätzlich gar nicht schlecht ist, aber nicht immer so überzeugend ist. Bist du eine Social-Media-Beraterin, die ein eigenes Linkedin im Profil hat?

Dajana: Ich gehöre tatsächlich zu den Social-Media-Beraterinnen, die eigene Linkedin-Profile oder ein eigenes Linkedin-Profil hat. Ich habe noch viele andere weitere Profile in eigentlich allen sozialen Netzwerken.

Das ist natürlich nicht nur deswegen wichtig, weil man oder weil ich mich zeigen möchte, sondern es ist auch deswegen wichtig, damit wir alle mitbekommen, was in den sozialen Netzwerken passiert. Denn das ist sehr, sehr agil. Die Netzwerke bringen ständig neue Features heraus. Wir entdecken auch, dass sich das Nutzerverhalten pro Netzwerk relativ schnell verändert. Und da müssen wir natürlich als Social-Media Berater*innen auch live dabei sein. Und das sind wir.

Stephan: Wir alle wissen ja, dass das Internet und alles, was damit kommt, für uns Neuland ist. Deshalb erzähl doch mal für die Leute, die jetzt anlegen am Neuland, am Ufer. Was ist überhaupt Linkedin? Was muss ich mir darunter vorstellen?

Dajana: Ja, das ist ein soziales Netzwerk, das hauptsächlich dazu dient, sich auf der geschäftlichen Ebene auszutauschen. Man kann zwei Ziele dort verfolgen: Das eine ist, Kunden und Kooperationspartner zu finden oder eben Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu finden. Im Grunde geht es darum, sich digital zu vernetzen und Beziehungen aufzubauen.

Stephan: Kann man also sagen, dass Linkedin eine Art Facebook für den geschäftlichen Bereich ist? Oder ist die Analogie zu weit entfernt von der Realität?

Dajana: Tatsächlich wird Linkedin immer mehr als das Business-Facebook gehandelt. Das liegt sicherlich auch daran, dass Linkedin immer mehr Facebook ähnelt und natürlich die jüngere Generation, die seit über zehn Jahren mit Facebook aufgewachsen ist, relativ leicht dann den Sprung in das Business-Netzwerk schafft, ohne sich an neue Features gewöhnen zu müssen oder eine neue Bedienung. Das heißt, die User-Experience ist sehr ähnlich wie es sie auf Facebook gibt.

Stephan: Was ist dann der Unterschied zwischen Facebook und Linkedin? Wenn du das mal zusammenfassen kannst.

Dajana: Wenn wir uns Facebook anschauen, ist das im Grunde der Platz, an dem jedes Thema gespielt werden kann.

Ich kann dort mich als Privatperson aufhalten und mich mit meinen Freunden austauschen. Ich kann mich dort als Freelancer präsentieren. Ich kann dort meinen persönlichen Blog präsentieren. Ich kann mit einem persönlichen Profil alles Mögliche machen. Privat aktiv sein, geschäftlich aktiv sein, für den Verein aktiv sein. Oder ich kann mit einer Seite, z.B. einer Unternehmensseite, aktiv sein und kann dort mein Unternehmen präsentieren und dort die Ziele des Unternehmens unterstützen. Oder aber ich kann mich in Gruppen organisieren. Und in diesen Gruppen kann ich auch privat z.B. meinem Hobby, dem Campen, nachgehen.

Bei Linkedin sind die Themen eigentlich immer im Business-Zusammenhang. Das heißt dort kann ich mich zwar auch über mein persönliches Profil zeigen, allerdings steht dort immer der Geschäfts-Gedanke im Vordergrund. Das heißt, wenn ich mich dort anmelde mit meinem persönlichen Profil, habe ich das Ziel Business-Kontakte aufzubauen und mit diesem Business-Kontakten zumindest eine Art Beziehung einzugehen.

Da gibt es natürlich ganz unterschiedliche Formen der Betätigung. Es gibt die Profile, die einzig dazu da sind, dass sie gefunden werden. Das heißt, man richtet das Profil einmal ein und man ist dann dort präsent. Man bekommt vielleicht ab und an Kontakt-Anfragen, aber man ist nicht so wahnsinnig aktiv.

Im Gegensatz dazu gibt es natürlich auch die Profile, die ihre gesamte Kommunikation in Linkedin machen. Das heißt, dort richtig Kontakte knüpfen, sehr viel über ihre Geschäftszweck und Ideen auch veröffentlichen. Und es gibt natürlich auch dann die Unternehmensseiten, in der Regel den Zweck, Kunden oder Mitarbeiter zu begeistern, sodass dort das Unternehmen im Fokus steht, entweder mit dem Employer-Branding, also dem Branding als Arbeitgeber oder eben mit den Produkten und Dienstleistungen, die das Unternehmen anbietet.

Stephan: Also es gibt schon Unterschiede zwischen Facebook und Linkedin. Die Herausforderung, vor der viele meiner Mandanten und Zuhörerinnen und Zuhörern stehen, ist, dass es ja nicht nur Linkedin und Facebook gibt. Es ist nicht wie mit den Stones und den Beatles. Man entscheidet sich für eine Seite und gut ist, sondern es gibt natürlich eine Vielzahl sozialer Netzwerke. Einige betreffen bestimmte Nischen, andere bestimmte Zielgruppen oder die Art und Weise des Postings.

Wie findet denn ein Unternehmen die oder das soziale Netzwerk, auf dem es am erfolgreichsten sein kann?

Wie ist der Prozess? Gehe ich einfach in alle sozialen Netzwerke und Feuer frei? Oder muss da ein Auswahlprozess vorher stattfinden?

Dajana: Tatsächlich werden wir in der Agentur ganz häufig angefragt, weil Unternehmen auf uns zukommen und sagen: Wir wollen jetzt auf Facebook aktiv werden. Wir wollen jetzt auf Linkedin aktiv werden.

Wenn ich dann die Frage stelle: Warum haben Sie sich denn jetzt im ersten Schritt auf diese Netzwerke fokussiert? Was bringt Sie dazu, in diesen Netzwerken aktiv zu sein? Dann erhalte ich ganz häufig die Antwort: Macht man das denn jetzt nicht so?

Das heißt, Sie haben irgendwo gehört, dass es jetzt zum guten Ton gehört, dass man dort vertreten sein muss, dass man dort große Chancen hat. Aber das ist zu kurz gedacht, mit dem Trend zu gehen. Als einzige Begründung ist das zu wenig. Denn Social-Media kostet unglaublich viel Zeit und Kraft.

Und, das sollte man ganz genau wissen, warum man sich ein Netzwerk aussucht und warum nicht. Deswegen analysieren wir mit unseren Kunden immer erstmal: Welches Ziel kann denn mit welchem Netzwerk verfolgt werden?

Wenn wir uns jetzt Linkedin anschauen ist dieses Netzwerk ganz besonders geeignet dafür, dass Geschäftsbeziehungen gestärkt werden, das heißt, es geht hauptsächlich um Business-to-Business-Kontakte oder Business-to-Business-Themen. Was nicht sagt, dass andere Themen nicht auch Platz hätten, aber vorrangig geht es um Business-to-Business bei Linkedin. Und dort kann man dann z.B. diese Kundschaft ganz besonders erreichen.

Als Unternehmen, das Mitarbeitende sucht, ist es natürlich ganz interessant zu sagen: Sind wir jetzt auf Linkedin eigentlich richtig? Nur wenn meine Mitarbeitende wirklich auch auf dieser Plattform sich tummeln, bin ich dort auch als Unternehmen richtig. Das heißt, wir müssen uns das Ziel anschauen. Wir müssen schauen, welches Netzwerk dort passend ist und können dann eigentlich erst entscheiden, ob Linkedin die richtige Plattform ist zur Social-Media Kommunikation.

Stephan: Dann wissen wir jetzt schon einmal, für wen das gut ist. Es gibt einen Auswahlprozess am Anfang, der natürlich auch strategisch gemacht wird. So wie du es eben beschrieben hast.

Meine ganz praktische Frage, die ganz viele haben: Es gibt ja sowohl die Möglichkeit als Privatperson, also als natürliche Person, als Mensch aus Fleisch und Blut, einen einen Linkedin-Kanal zu haben oder ein Konto. Aber auch Unternehmen können sich als Ganzes präsentieren. Ab welcher Unternehmensgröße oder ab welcher Art von Unternehmen lohnt es sich denn, eine Unternehmensseite bei Linkedin einzurichten? Oder ist es für die vielen Freelancer und Einzelunternehmer da draußen besser, da einfach mit einem Account, der ihren Privatnamen trägt, aktiv zu werden? Wo ist da die Schallmauer, wo du sagen würdest, jetzt kann sich ein Unternehmen auf Linkedin auch als Ganzes präsentieren?

Dajana: Das kommt im Grunde darauf an, wie man damit umgehen möchte. Ich empfehle Unternehmen ganz häufig, dass sie sich auf Linkedin auch eine Unternehmensseite einrichten. Die Frage ist dann: Wird diese Unternehmensseite bespielt? Das wäre so der erste Schritt zu sagen: Wir sichern uns die Unternehmensseite, damit diese Unternehmensseite, vielleicht der Markenname, eben nicht von jemand anderem besetzt wird.

Außerdem hilft es der Auffindbarkeit. Der nächste Schritt wäre dann zu sagen: Wir bespielen diese Seite.

Und natürlich ist es dann wichtig, dass die Ressourcen dazu bereitstehen, diese Seite tatsächlich zu bespielen. Es hilft nichts, wenn ich jetzt eine Unternehmensseite einrichte und dann poste ich in sehr unregelmäßigen Abständen ein, zwei Beiträge und danach fällt es wieder runter.
Das macht einen schlechten Eindruck auf den Betrachter der Seite, denn es wird sofort ersichtlich, dass hier auf Kommunikation nicht so viel Wert gelegt wird. Deswegen ist es sinnvoller, entweder zu sagen wir bespielen die Unternehmensseite gar nicht oder aber wir bespielen sie wirklich ganz konsequent. Wenn diese Ressourcen Frage geklärt ist, dann ist es natürlich kein Problem mehr, dass wir sagen, wir richten eine Unternehmensseite ein.

Wenn allerdings klar ist, dass diese Ressourcen nicht gegeben sind, dann wäre die Überlegung zu sagen: Ich werde aktiv mit dem persönlichen Profil und trete quasi als Person im Namen des Unternehmens auf und schließe dort Kontakte.

Das eine sollte das andere allerdings nicht ersetzen, und das ist ganz, ganz wichtig, denn Menschen wollen mit Menschen kommunizieren und das wissen wir. Das kennen wir auch von uns. Wir überlegen uns sehr gut, ob wir einer Seite folgen oder ob wir tatsächlich lieber mit dem Geschäftsführer der Seite folgen. Denn im Zweifel ist für mich der Geschäftsführer ein interessantere Quelle als die Seite. Die Seite zeigt das Unternehmen an sich, währenddessen die Person nochmal sehr viel nähere Eindrücke in das Unternehmen präsentieren kann. Und aus diesem Grund empfehlen wir Unternehmen zwar auch eine Seite zu pflegen, aber auch zu unterstützen, dass die Mitarbeitenden von sich aus aktiv sind.

Stephan: Das ist ein interessanter Punkt. Ich kriege sehr häufig von Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern die Ausrede: Wir gehen nicht in soziale Netzwerke, weil dann unsere Mitarbeiter, die dann irgendwie in ihren Profilen angeben, bei uns zu arbeiten oder ähnliches, die posten dann irgendetwas, was schlecht für unser Unternehmensimage ist, was nachteilig auf unser Unternehmen zurückfällt.

Die haben so richtig ein bisschen die Phobie davor, den nächsten großen Shitstorm loszutreten. Dajana, gibt es irgendwelche Strategien, wie man Mitarbeiter dafür sensibilisieren kann, dass wenn sie schon angeben, bei einem Unternehmen zu arbeiten, in ihrem Social-Media-Profil, dass sie dann natürlich auch Markenbotschafter sind, dass sie dann natürlich mit ihrem Arbeitgeber auch in Verbindung gebracht werden. Man kann ja den Mitarbeiter nicht verbieten, irgendetwas zu posten, aber wie kann man sie dann dafür sensibilisieren, dass das durchaus auch zu ihrem Vorteil sein könnte? Oder anders ausgedrückt: Kannst du den Mandanten, die davor Angst haben, diese Angst nehmen?

Dajana: Es gibt ganz, ganz gezielte Tools, um Mitarbeitende zu schulen im Umgang mit Social-Media. Wir empfehlen dort auch die Erstellung von Social-Media-Guidelines. Das sind Richtlinien für Unternehmen bzw. für die Mitarbeitenden in den Unternehmen, die erklären, wie der Umgang mit Social-Media zu gewährleisten ist.

Social-Media-Guidelines werden häufig vorgegeben. Manche Unternehmen sind schon so fortschrittlich, dass sie diese Social-Media Guidelines im Onboarding-Prozess mit neuen Mitarbeitenden besprechen. Manche legen es sogar den Arbeitsverträgen bei.

Also das heißt, je besser der Mitarbeitende geschult ist im Umgang mit Social-Media, desto besser kann er einschätzen, wo vielleicht Risiken liegen für das Unternehmen und kann auch einschätzen, was sinnvoll ist und was nicht sinnvoll ist. Auch im Namen des Unternehmens.

Und daher empfehlen wir zum einen die Erstellung bzw. auch Erarbeitung von Social-Media-Guidelines, das regelmäßige schulen der Mitarbeitenden, damit die Mitarbeitenden auch wirklich verstehen, was Social-Media bedeutet. Und im dritten Schritt empfehlen wir auch die Mitarbeitenden über die Social-Media-Aktivitäten des Unternehmens tatsächlich auf dem Laufenden zu halten, damit die Mitarbeitenden ein Gespür dafür kriegen, wie bedeutend oder interessant oder auch wirksam Social-Media in der Unternehmenskommunikation sein kann.

Stephan: Ich spiele jetzt mal den bösen kritischen Kunden und Advocatus Diaboli. Ich habe eben schon einen Stolperstein gebracht. Für mich sind das immer Ausreden: Wie gehen wir damit unseren Mitarbeitern um? Dafür ist uns jetzt eine Strategie genannt.

Ich nenne mal einen weiteren Punkt den Unternehmen, mit denen ich im Gespräch bin, scheuen. Und vielleicht ist ja auch der eine oder andere Zuhörer dabei, der da noch ein Problem im Kopf hat.

Kritische Postings im Unternehmen setzen sich, wenn sie Social-Media machen, natürlich auch einer Öffentlichkeit aus, die sehr viel schneller reagieren kann, als wenn das eine Plakatwand an der Autobahnraststätte ist. Denn da kann ja nicht so schnell reagiert werden. Bei Social-Media einen kritischen Posts, wenn das Unternehmen oder die Botschaft nicht passt, lässt sich ja viel, viel schneller und auch sehr viel anonymer absetzen. Wie geht man denn mit kritischen Postings um? Oder umgekehrt gefragt: Kannst du den Menschen und den Unternehmen die Angst vor kritischen Postings nehmen? Gibt es da denn Strategien?

Dajana: Zum Thema kritische Postings gibt es zwei Aspekte, die ich immer anführe: Der erste Aspekt ist, wenn über mein Unternehmen kritisch kommuniziert wird und ich bekomme es nicht mit, weil ich nicht in den sozialen Netzwerken bin, wird dennoch über mein Unternehmen kritisch diskutiert.

Das bedeutet: Bin ich nicht in den sozialen Netzwerken, setze ich mich lediglich nur der Unkenntnis aus. Das heißt, ich bekomme im Zweifel wichtige Dinge nicht mit. Das ist so das Erste, was mir bei solchen kritischen Kommentaren einfällt.

Eigentlich möchte ich als Unternehmen doch wissen, was im Social-Web über mich gesprochen wird, damit ich dann auch reagieren kann, damit ich dann auch sehen kann, ob irgendeine Flut an Kritik auf mich zukommt, damit ich auch dann in einer Kommunikationskrise das Steuer in die Hand zurückbekomme.

Und das ist natürlich etwas, was über Social-Media-Monitoring geht. Und es geht am leichtesten, wenn ich als Unternehmen selbst in den sozialen Netzwerken vertreten bin und dort gute Fachkräfte habe, die die Social-Media-Kanäle pflegen, ganz unabhängig, ob sie extern gepflegt werden oder intern gepflegt werden.

Wenn wir uns jetzt kritische Beiträge anschauen, dann gibt es immer auch die Möglichkeit, diese kritischen Beiträge zu clustern. Ist das jetzt eine Kritik, weil ein Kunde enttäuscht wurde? Kann ich das regeln, indem ich auf den Kunden zugehe und sage: Wir haben Ihre Kritik vernommen? Wir würden gerne das mit Ihnen klären. Lassen Sie uns das im direkten Austausch einfach mal besprechen. Das heißt, ich gehe auf den Kunden zu. Ich zeige mich dialogbereit als Unternehmen und nehme somit meine Verantwortung auch als Unternehmen wahr.

Das wird von außen gesehen. Nicht nur von diesem einzelnen Kritiker, sondern auch von den anderen wird es erkannt und honoriert. Das ist der erste Schritt.

Der zweite Schritt ist: Wenn jetzt wirklich ganz viel Kritik kommt, vielleicht auch ein Shitstorm, der gar nicht so häufig ist. Auch dann kann man nämlich mit Krisenkommunikation in Social-Media sehr gut arbeiten, indem man analysiert, was passiert ist.

Das heißt, man schaut sich die einzelnen Beiträge an, man identifiziert die Anführer in dieser Situation. Man geht auch wieder in den direkten Kontakt, und zwar erstmal im ersten Schritt öffentlich, damit alle sehen, das Unternehmen kümmert sich. Im Grunde ist das eine der wichtigsten Dinge, die man bei Kritik in Angriff nehmen muss. Man muss sagen, ich habe die Kritik gehört. Wir wollen das klären. Wir wollen mehr darüber erfahren und kommen deswegen wieder auf den Kritiker zurück.

Und das ist etwas, was sehr spannend ist, weil in der Regel diese negativen Beiträge dann sehr schnell abflachen.

Stephan: Ich habe jetzt verstanden, wenn ich das zusammenfasse, was wir bislang besprochen haben.

  • Du hast selber einen Linkedin Profil, du weißt, worüber du redest. Linkedin ist ein soziales Netzwerk ganz klar für den Business-Kontakt, während Facebook durchaus auch private Aspekte hat.
  • Grundsätzlich muss man sich ganz genau überlegen, welches soziale Netzwerk für das eigene Ziel, für das eigene Unternehmen am besten ist und sich danach richten und etwas aussuchen.
  • Generelle Bedenken, die gegen das Social-Media Engagement sprechen, kannst du sehr gut zerstreuen. Beispielsweise Mitarbeiter als Markenbotschafter kann man qualifizieren. Das kann sogar ein Vorteil sein, insbesondere auch beim Recruiting, aber auch beim Verkauf der eigenen Produkte und Leistungen.
  • Bei kritischen Postings kommt es vor allem darauf an, Gesicht zu zeigen, nach außen zu kommunizieren und zu belegen, dass man sich darum kümmert. Auch das kann ja die Markenbotschaft verbessern in einer solchen Situation.
  • Und wenn man nicht in sozialen Netzwerken ist, gibt es trotzdem Kritik. Nur man selber hat am Diskurs eben keinen Anteil. Und das ist ja das Schlimmste.
    Ich bin ja Jurist. Wenn ich in der Ecke sitzen müsste im Gerichtssaal und ich durfte nicht reden. Das würde mir wahrscheinlich das Herz brechen. Glücklicherweise gehe ich nicht mehr so oft zum Gericht, meine Mandanten haben das gar nicht nötig.

Ich würde gerne jetzt für alle Unternehmerinnen und Unternehmer da draußen eine generelle Frage stellen.

Wir haben jetzt über die richtige Auswahl des sozialen Netzwerks gesprochen. Wir haben auch darüber gesprochen, für wen was gut ist und wie man auch mit kritischen Punkten umgeht. Warum also Angst keine Ausrede ist, um Social-Media zu machen.

Nun, es ist ja so, ich kann ja aus meiner Haut als Datenschutz-Rechtsanwalt nicht ganz raus. Man kann Linkedin und auch Facebook und alle Social-Media-Seiten datenschutzkonform betreiben, aber es erfordert immer ein bisschen Aufwand. Warum lohnt sich dieser Aufwand trotzdem? Was kann man denn im Idealfall erreichen mit einer guten Social-Media-Strategie und natürlich auch der anschließenden Umsetzung?

Dajana: Im Grunde geht es bei Social-Media ganz häufig, oder zumindest so wie wir Social-Media in unserer Agentur verstehen, um den Dialog.

Das heißt, wenn es gelingt, mit Kunden und Nutzern, Fans und Followern in den direkten Dialog zu treten, erzielt man eine sehr loyale Community. Mit dieser Community hat man den Vorteil, dass man Fürsprecher hat, dass man Empfehlungen generiert und das ganz ohne dass man selbst etwas dafür tut. Beziehungsweise natürlich tut man etwas dafür, denn man man bietet ein Informationsangebot, man führt die Community – ganz ohne ist es nicht. Aber das, was man eben dann zurückbekommt, ist tatsächlich eine Community, die loyal ist, die wieder kauft, die empfiehlt, die Mitarbeitende generiert. Und so weiter. Das heißt, man baut sich dort im Grunde den eigenen Fan-Club auf, um das so ganz klar und deutlich zu sagen, mit dem man dann auch wirklich sicher arbeiten kann.

Stephan: Dajana, ich weiß, du betreibst eine herausragend tolle Agentur. Dennoch erlaube mir die kritische Frage, auf den Markt der Berater*innen gesehen: Was unterscheidet denn deiner Meinung nach eine gute von einer sehr guten Beratungs-Agentur? Also woran erkennt man das? Was sind die ersten ein, zwei, drei wichtigsten Schritte, die am Anfang eines solchen Beratungs-Prozesses stehen, damit die Zuhörerinnen und Zuhörern auch mal begreifen, was kommt auf sie zu? Wenn sie sich für eine Beratung und Umsetzungsbegleitung entscheiden?

Dajana: Für mich macht eine gute Agentur aus, dass sie erstmal ganz viele Fragen stellt.

Denn in der Regel ist es so: Die Agenturen sind einfach die Experten für ihr Gebiet. Und wenn die Experten einfach nur machen, was der Auftraggeber möchte, dann kann es sehr gut sein, dass die Projekte scheitern.

Deswegen ist für mich das erste, dass Agenturen nachfragen, dass sie nicht einfach eine Kostennote rausschicken, sondern dass sie sagen Wir brauchen das persönliche Gespräch. Wir müssen verstehen, worum es ihnen geht. Was ist eigentlich ihr Ziel? Wie es Ihr Unternehmen aufgebaut? Wie sind die Strukturen dahinter? Das heißt, bevor eine gute Agentur überhaupt ein Angebot erstellen kann, muss geklärt werden, wie das Unternehmen funktioniert. Das ist für mich der aller allererste Schritt.

Das zweite ist, dass eine Agentur kein Konzept dem Unternehmen überstülpt. Das heißt, selbst wenn dieser erste Schritt gemacht ist und wirklich viele Fragen geklärt sind, ist es ganz, ganz wichtig, dass man das Unternehmen auch dort abholt, wo es steht.

Was nützt es mir, wenn ich ein Unternehmen überfordere, indem ich ihm fünf Kanäle auf einmal einrichte und von ihm verlange, dass wir die bespielen? Das ist ein Change, auch in der Unternehmenskultur, in der Kommunikationskultur. Und deswegen ergibt es Sinn, immer erst mal Schritt für Schritt zu arbeiten.

Außerdem finde ich es ein dritter wichtiger Punkt Das Unternehmen und die Agentur müssen zusammenpassen. Eine Agentur, die ein ich sag jetzt mal klassisches KMU Unternehmen in TikTok vertreten möchte, passt vielleicht nicht so gut wie eine Agentur, die sagt: “Wir schauen uns das an, Ihre Kunden sind nicht 13 Jahre alt, sind nicht 18 Jahre alt. Ich würde Ihnen empfehlen Linkedin oder Facebook”. Also auch da muss es passen.

Noch ein Beispiel für die Passung. Wir achten darauf, dass unsere Kunden mit uns kommunizieren, wie sie kommunizieren können. Und das meine ich jetzt gar nicht mal, dass man sich unterhält. Sondern wenn unsere Kunden fortschrittlich sind, dann nutzen wir gerne Tools, die unsere Kunden schon nutzen, wie zum Beispiel Slack. Wenn unsere Kunden aber noch nicht so weit sind, dann bieten wir ihnen andere Möglichkeiten, wie die tägliche Kommunikation funktionieren kann. Auch daran erkennt man eine gute Agentur, dass der Kunde nicht sich der Agentur angleichen muss, sondern dass die Agentur dem Kunden entgegenkommt.

Stephan: Liebe Dajana, ich fasse für mich folgenden Gedanken bislang zusammen:

  • Praktikanten sind in Unternehmen dafür da, um etwas zu lernen und nicht darum, die Social-Media-Abteilung zu stemmen.
  • Das ist durchaus eine professionelle Tätigkeit, die du auch mit großem Ernst betreibst. Es geht darum, das richtige soziale Netzwerk zu finden, aber nicht nur das, sondern dann auch im sozialen Netzwerk zielgerichtet zu sein. Das fängt immer mit einer strategischen Planung an. Man muss wissen, wohin will man. Dafür muss man aber auch wissen, welche Möglichkeiten man hat.
  • Und am Ende gibt es ein Gesamtkonzept aus Mitarbeiter-Schulungen, aus Markenbildung, aus Postings, aus Umgang mit kritischen Situationen, aus Umgang mit Lob, mit Kampagnen und alles Mögliche, was über das Thema soziale Netzwerke dann eben zu erreichen ist.

Liebe Dajana, ich habe immer das Gefühl, wenn wir bei einem Gespräch zum Ende kommen. Ich such schon immer im Kalender nach dem nächsten Termin, weil das immer so erhellend ist, gerade für mich als doofen Juristen. Wir haben da ja überhaupt keine Ahnung von und das ist immer sehr erhellend, da auch mal ein paar mehr Informationen darüber zu bekommen.

Wenn du eine Botschaft für alle Unternehmen da draußen hast, die noch keine Social-Media-Beratung genießen oder noch gar nicht in sozialen Netzwerken aktiv sind, nur eine ganz knappe Botschaft für die formulieren könntest, warum sollten Sie sich jetzt nach dieser Podcastfolge mit dem Thema beschäftigen? Wie würdest du das zusammenfassen?

Dajana: Ich bin der festen Überzeugung, dass Kommunikation sich im Laufe der Zeit verändert. Wir erleben gerade jetzt durch die pandemische Situation einen enormen digitalen Schub nach vorne. Wir treffen uns per Zoom, wir sitzen im Home Office. All diese Dinge. Und deswegen glaube ich auch, dass die Kommunikation immer digitaler wird.

Es ersetzt sicherlich nicht das direkte persönliche Gespräch, aber wir können darüber Menschen erreichen und diese persönlichen Gespräche bestens vorbereiten.

Und aus diesem Grund empfehle ich den Unternehmen: Gehen Sie dorthin, wo ihre Zielgruppe ist. Und diese Zielgruppe befindet sich in den sozialen Netzwerken. Die junge Generation wächst über TikTok jetzt in die sozialen Netzwerke hinein. Es wird sich immer weiter verändern. Und aus diesem Grund: Wer nicht mitmacht, wird irgendwann vor der Tür stehen und seine großen Kommunikations-Chancen verpassen.

Stephan: Fantastisch. Zum Schluss heben wir das ganze auf eine Meta-Ebene. Liebe Dajana, empfiehlst du mir diese Podcast-Folge bei Linkedin zu veröffentlichen?

Dajana: Das ist ja sehr praxisorientiert, deine Frage und ich empfehle dir ganz dringend, auch diese Podcastfolge auf Linkedin zu veröffentlichen.

Stephan: Tja, Leute, so habt ihr es gesehen. So leicht bekommt man kostenfreien Rat. Aber ich sag euch, auch wenn ihr Dajana kostenpflichtig beauftragt, ist es jeden Euro wert. Das gönne ich jedem von Herzen. Dass ihr es schafft, in den begehrten Kreis der Kunden von Dajana hineinzukommen, ist nicht so einfach, wie man sich vorstellt. Aber auf jeden Fall spaßig und gewinnbringend.

Liebe Dajana, habe vielen Dank für das Gespräch. Bleib gesund, lass uns in engem Kontakt bleiben und hoffentlich kann ich dich eines Tages nochmal wieder in einer Podcastfolge begrüßen. Vielleicht machen wir das mal bei der hundertsten Folge. Denn liebe Freunde, ihr wisst ganz genau, die Dajana hat ganz großen Anteil an diesem Podcast. Vielen Dank und einen schönen Tag dir noch!

Dajana: Danke, Stephan!